29. August 2022 · von Michael Nötzel

Gefühlsachterbahn bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Bernhausen

Jannik Otto, 3. von links, im Kreise seiner Mitstreiter in Bernhausen

Am vergangenen Wochenende traten Mehrkampftrainer Helmut Menn mit seinem Athleten Jannik Otto die von Helmut Menn selbsternannte „Abschiedstournee“ zu den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Bernhausen an. Mit einer Meldeleistung von Platz 5, aber zwei starken Athleten mit Sonderstartrecht, war perspektivisch eine Platzierung unter den besten 8 in Aussicht.

Nach einem schlechten Start im 100 Meter Sprint, konnte Jannik mit einer Zeit von 11,46 Sekunden zwar seine Zeit aus dem Qualifikationswettkampf in Kreuztal bestätigen, allerdings die vorhandene Sprintqualität erst in der zweiten Hälfte des Rennens zeigen. Mit 6,81 Metern im Weitsprung und sehr erfreulichen 12,07 Metern im letzten Versuch der Kugelstoßkonkurrenz folgten zwei, im Verhältnis zur Vorleistung, starke Disziplinen. Im Hochsprung, der Disziplin, welche von Trainer Helmut aufgrund einer Verletzung am Innenband, mit einem kleinen Fragezeichen versehen wurde, konnte Jannik eine solide Höhe von 1,82 Meter erreichen. Der abschließende 400 Meter Lauf sorgte bei Jannik allerdings für eine Enttäuschung am ersten Tag, da er nach einem engagierten Rennen das Tempo auf den letzten 120 Metern nicht halten konnte und eine halbe Sekunde über seinem angepeilten Ziel blieb, womit 52,45 Sekunden in die Wertung kamen. Insgesamt lieferte Jannik somit einen soliden ersten Wettkampftag ab, bei dem zwar ein absolutes Highlight fehlte, aber dennoch ein Puffer zur Vorleistung sowie weiterhin sehr gute Aussichten auf eine gute Top 8 Platzierung bestanden.

Das fehlende Highlight von Tag 1 sollte an Tag 2 sofort im Hürdensprint, welcher im Training super lief, nachgeholt werden. Im schnellsten Rennen der Konkurrenz fehlte Jannik allerdings die nötige Aggressivität in die Hürde, was zu einer Zeit von 16,16 Sekunden führte – kein Untergang, eine gute Zeit im Vergleich zur Vorleistung, jedoch nicht ganz so wie erhofft. Im anschließenden Diskuswettkampf konnte Jannik mit 34,69 Meter den kleinen Dämpfer direkt mit einer persönlichen Bestleistung kontern und somit positiv in den Stabhochsprungwettkampf einsteigen. Stabhochsprung, genau jene Disziplin, in der Jannik in dieser Saison die größten Fortschritte  verzeichnen konnte. Im Vergleich mit der Konkurrenz war mittlerweile eine Aussicht auf den vierten Platz realistisch, doch schreibt der Mehrkampf oft seine eigenen Regeln, weshalb im Stabhochsprung, nach einem katastrophalen Einspringen, kein gültiger Versuch in die Wertung kam und die Chancen auf eine gute Platzierung vernichtete.

Wie im Mehrkampf in Kreuztal, bei dem Jannik sich am Fuß verletzte, bewies er auch in Bernhausen Willensstärke und setzte seinen Zehnkampf unter dem Respekt seiner Konkurrenten fort und zeigte in seiner Paradedisziplin, dem Speerwurf, die mentale Stärke eines Mehrkämpfers, bei dem ihm der weiteste Wurf des Tages mit 62,86 Meter gelang. Im abschließenden 1500 Meter Lauf blieb Jannik dann nach mutigen 1100 und schmerzhaften 400 Metern mit 4:54,00 Minuten knapp über der angepeilten Zeit von 4:49,00 Minuten.

Zwar war der Zehnkampf mit einer abschließenden Platzierung auf Rang 9 und 6.137 Punkten nicht ganz das, was sich Helmut und Jannik für ihre „Abschiedstournee“ vorgestellt hatten, jedoch sorgte die Zehnkampffamilie für einen gebührenden und emotionalen Abschied der Beiden.

Wir gratulieren Jannik und Helmut zu den beachtlichen Leistungen, der überragenden Willensstärke und dem erbrachten Erfolg der Saison.